Jahresbericht 2019

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Fördervereins GEH e.V.,

ein produktives und schaffensreiches Vereinsjahr liegt hinter uns und zu Beginn dieses Berichts soll ein Dankeschön stehen.

 

Herzlichen Dank für die Unterstützung des Fördervereins durch Spenden und das Weitertragen in Gesprächen und Gedanken. Sister Ann, die Kinder im Heim und wir wissen sehr zu schätzen, was diese Unterstützung bewirkt hat. Wir freuen uns auf ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt, in welchem wir weiter an unseren Vereinszielen arbeiten werden und hoffentlich viel Gutes bewirken können.

 

Im Folgenden soll ein kleiner Rückblick über die wichtigsten Ereignisse im vergangenen Jahr, einen Einblick in das Leben in Kamerun und unser Vereinsleben bieten.

 

Im Sommer 2018, vor eineinhalb Jahren, besuchten Sister Ann und Geraldine für einige Wochen Deutschland und kamen in diesem Zuge auch für eine gute Woche in Kusterdingen vorbei. Einen ausführlichen Bericht darüber haben wir schon versendet und er kann gerne auf unserer Homepage nachgelesen werden (https://www.geh-cameroon.org/Blogartikel1).

 

Bei eben diesem Besuch stellte sich heraus, dass sich die politische Situation im Nordwesten Kameruns dramatisch verschlechterte (das könnt ihr hier noch einmal nachlesen: https://www.geh-cameroon.org/Blogartikel 2). Es war ein großes Bedürfnis nach Sicherheit bei den BewohnerInnen des Heims zu spüren. So überlegten wir bereits während Sister Ann und Geraldine in Kusterdingen waren, wie wir die Kinder besser schützen können. Nachdem sich im Oktober 2018, kurz nach der Rückkehr der beiden ins Kinderheim, Soldaten Zutritt ins Haus verschafften, war klar, dass die Kinder nicht ausreichend sicher waren. Dies lag zu einem großen Teil daran, dass das gesamte Gelände des Kinderheims nicht eingezäunt war und dadurch im Zuge des politischen Konflikts weitere Probleme aufkamen.

 

So entstand im Herbst 2018 die Projektidee „Zaun für das Kinderheim GEH in Kamerun- Sicherheit vor Gewalt“ (https://www.betterplace.org/de/projects/65366) .

 

Das gesamte Gelände sollte auf allen vier Seiten einbruchsicher eingezäunt werden, um den Kindern und Sister Ann so mehr Sicherheit und Freiräume im Alltag zu ermöglichen. Zahlreiche Einzelspenden sowie einige Großspenden ermöglichten es, dass wir nach nur einem Dreivierteljahr (!) mit Hilfe von rund 55.000€ Spenden bereits drei Seiten des Grundstücks komplett absichern konnten.

 

Insgesamt 30.000€ kamen alleine durch Privatspenden zustande, was unter anderem auch der nun verbesserten Verknüpfung in die Schweiz geschuldet ist. In Zusammenarbeit mit Samuel Stillhard gelang es uns, die Spendenplattform Lifevest (https://www.lifevest.ch/kinderheim-kamerun)  als Partnerorganisation in der Schweiz zu gewinnen. Nun können alle Schweizer Spender ihre Spenden steuerlich geltend machen.

 

Außerdem erhielten wir im Dezember 2018 eine Großspende von 25.000€ der Organisation Cents for help e.V., eine Initiative der Robert Bosch GmbH und ihrer Mitarbeiter.

 

Diese großartige, schnelle Sicherung des Kinderheims verdanken wir Euch allen, von Herzen Danke für Eure Unterstützung!

 

Ein paar Videos und Bilder zum neuen Zaun findet ihr hier: https://www.geh-cameroon.org/Blogartikel3

 

 

 

Im Januar 2019 drangen erneut Soldaten, dieses Mal 45 Personen, in das Kinderheim ein. Sie stellten drei Stunden lang alles auf den Kopf, da sie einen anonymen Tipp erhalten hätten, dass sich Separatisten und Waffen auf dem Gelände befinden würden. Nachdem sie nichts finden konnten, drohten sie, das Haus anzuzünden. Als im Juli 2019 die Kinder und Sister Ann dann auf dem Schulweg in eine Schießerei zwischen Separatisten und Militär gerieten, bei der glücklicherweise „nur“ das Auto getroffen wurde, war spätestens klar, dass wir unsere Prioritäten nun anders setzen müssen.

 

Die Situation im Land wurde immer angespannter, gleichzeitig hatten wir die drei wichtigsten Zaunseiten geschlossen und nur noch die felsige, kaum zugängliche vierte Seite war nicht komplett fertig gestellt. Da von dieser Seite kaum Gefahr droht, beschlossen wir, in Absprache mit Sister Ann, das Zaunprojekt erst einmal pausieren zu lassen und unsere Spendenzwecke auf die alltäglichen Sorgen und Notwendigkeiten zu konzentrieren.

 

Dies umfasst die Verfügbarkeit von ausreichend Nahrungsmitteln, Wasser, gesundheitlich notwendige Dinge wie Medikamente und einen regelmäßigen Schulbesuch. Aufgrund der geflüchteten Menschen, die zusätzlich zu den Kindern im Heim unterkommen konnten, war und bleibt dies eine große Herausforderung. Um Spenden zu akquirieren stellten wir ein neues Projekt auf der Spendenplattform betterplace ein (https://www.betterplace.org/de/projects/71059). Dort sind die finanziellen Herausforderungen auch detaillierter beschrieben.

 

Leider brachte dies noch nicht den erwünschten Erfolg und trotz einiger weiterer Privatspenden sowie einer erneuten Unterstützung von Cents for help e.V. (8.000€) sind wir auch im Jahr 2020 auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Kinder regelmäßig im Alltag zu unterstützen.

 

Nach wie vor ist dort kein geregelter Alltag möglich. Die Unruhen werden nicht weniger und die Menschen im Heim sind immer wieder mit gewalttätigen Auseinandersetzungen im Viertel sowie mit Todesfällen in ihrer Verwandtschaft konfrontiert.

 

Dazu kommt, dass Unwetter die gesamten Erträge auf den Feldern zerstört haben und die großen Mengen an Lebensmittel weiterhin teuer eingekauft werden müssen. Das wiederum ist mit großen Gefahren für Sister Ann verbunden, da die Stadt immer wieder abgeriegelt wird und während der sogenannten „ghost town“ kein öffentliches Leben stattfinden kann. Zeitweise Schwierigkeiten, überhaupt Geld zuverlässig nach Kamerun zu senden, konnten wir glücklicherweise beheben. So sind wir zwar nicht mehr in der Lage, via Western Union Geld in sekundenschnelle an Sister Ann zu schicken, da Western Union keine Transaktionen mehr in diese Region Kameruns tätigt und man der Unterstützung von Rebellen verdächtigt wird. Die Transaktion mittels Banküberweisung ist zur Zeit aber zum Glück problemlos möglich, es dauert eben einige Tage, bis das Geld in Kamerun angekommen ist.

 

 

 

Derzeit schicken wir also immer wieder Geld nach Kamerun, damit die Kinder und Sister Ann ausreichend Essen, Medikamente und Wasser haben. Auch Schulgebühren bezahlen wir, um den Kindern die Chance weiterhin zu ermöglichen, ihren Abschluss am Ende des Schuljahres zu machen, damit das Leben trotz allem irgendwie weitergehen kann.

 

In der Mitgliederversammlung am 22.12.2019 wurde besprochen, dass wir zunächst einmal bei diesem Projekt der „Alltagsunterstützung“ bleiben, da die alltäglichen Sorgen und das tägliche (Über-)leben zunächst Vorrang vor weiteren Projekten haben müssen.

 

Als Verein sind wir also in den kommenden Monaten mehr denn je gefordert, das uns Mögliche dazu beizutragen, die Situation wenigstens ein bisschen besser zu machen. Wir sind schon heute sehr dankbar für all die Spenden, die uns im kommenden Jahr erreichen, für jedes Weitererzählen und jede Idee, wo weitere Spenden beantragt werden könnten.

 

Selbstverständlich halten wir euch auf dem Laufenden, wie es Sister Ann und den Kindern ergeht und wie das gespendete Geld eingesetzt wird.

 

Bei der Mitgliederversammlung verabschiedeten wir außerdem Heike Janisch aus ihrem Amt als Beisitzerin. Wir danken Heike für ihre Mitarbeit im Verein in den vergangenen Jahren und freuen uns sehr, dass wir durch den Förderverein GEH auch weiterhin verbunden bleiben.  

 

Erneut zur Wahl als Beisitzer stellten sich Michael Büchele und Peter Flütsch, die einstimmig gewählt wurden. Neu hinzugewinnen konnten wir Samuel Stillhard, der für uns die Verbindung zu Lifevest in der Schweiz darstellt und der Sister Ann und das Kinderheim bereits seit seiner Kindheit kennt. Wir danken euch dreien für euer Engagement und freuen uns auf den Austausch und die Entwicklung neuer Ideen und Projekte.

 

 

 

Das Jahr 2019 war also ein sehr aufregendes Jahr mit vielen wunderbaren Nachrichten über unheimlich viele Spenden, einer sehr guten Zusammenarbeit mit Sister Ann vor Ort und einem erfolgreichen Zaunbau, durch den die Kinder im Heim Sicherheit erfahren. 2019 war aber auch ein Jahr mit vielen traurigen und schlimmen Neuigkeiten zur politischen und sozialen Lage in Kamerun, mit vielen Todesfällen im Bekanntenkreis der Kinder und Sister Ann und mit täglichen Herausforderungen, alle Kinder satt und gesund zu erhalten.

 

Der Alltag dort bleibt dramatisch und unvorhersehbar und es ist nach wie vor traurige Realität, dass die Zukunft der Kinder kaum nachhaltig geplant werden kann. Dennoch hören wir beinahe täglich, dass sie sich endlich innerhalb des Grundstücks sicher fühlen und das Lebens dank des Zauns wenigstens nicht mehr nur auf das Haus beschränkt ist, sondern sich alle Kinder auch auf dem Grundstück frei bewegen können. Nahrungsmittel sind dennoch weiterhin knapp, da der größte Teil durch Stürme zerstört wurde, ein anderer Teil auf einer Farm ist, zu der die Zufahrt aufgrund dort lagernder Rebellen zu gefährlich ist und der restliche Teil von den Separatisten zerstört und abgeerntet wurde.

 

Daher fokussieren wir uns als Verein derzeit auf die Dinge, die in dieser Situation beeinflussbar sind: die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Nahrung und Gesundheit befriedigen zu können und gleichzeitig Bildung zu ermöglichen, um einen Teil „Hoffnung“ für die Zukunft aufrecht zu erhalten.  

 

 

 

In Vorfreude auf ein erfolgreiches und gutes neues Jahr für die Kinder in GEH und den Förderverein GEH e.V.

 

grüßen Euch von Herzen

 

 

 

Julia Rausch und Rebekka Diebold

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